Anzeige

Streit ums Nachtquartier: Zeltplatz vs. Hotel?

-

-

An kaum einer Frage scheiden sich häufiger die Geister der Festivalfans. Eingefleischter Zeltplatz-Freund oder Vertreter der Hotelschläfer-Fraktion? Es folgen hitzige Diskussionen, wenn man Befürworter des anderen Lagers trifft. Da wird man aufgrund des dekadenten Nächtigens im Hotel als Weichwurst abgestempelt oder mitleidig gemustert, wenn man die Nacht in Fötusstellung auf dem Beifahrersitz des Autos verbracht hat. Doch was genau spaltet hier die sonst so eingeschweißte Gemeinde? Speist da etwa der Neid das Unverständnis?

Endlich normale Menschen

Festival bedeutet endlich normale Menschen um sich, komplett eskalieren, tagelang bei Hitze im eigenen Saft schmoren und sämtlichen unnötigen Ballast zuhause lassen – sehen wir mal von den Extremisten ab, die ihren halben Hausrat mitschleifen. Doch die Reduktion auf das Wesentliche will nicht jeder in Kauf nehmen. Gemütliches Bett, heiße Dusche ohne anstehen, Nachtruhe und Frühstücksbuffet sind definitiv verlockend.

Wer hat noch nicht nach einer Nacht auf dem Campground erschrocken in den Spiegel geschaut und sich gefragt, wer dieses Elend in Person da vor sich ist? Aufgrund der häufig bescheidenen sanitären Umstände, ist da nicht viel Besserung in Sicht. Katzenwäsche beseitigt die übelsten Spuren und in diesem Moment sehnt sich vermutlich jeder nach einer vernünftigen Dusche und einem frischen Schlüpper. Letzteres zwar möglich, aber ungewaschen dann doch nur mäßig erquicklich. In der Hinsicht hat das Hotelzimmer ganz klar die Nase vorn.

Lauwarmes Dosenbier

Beim Thema Frühstück kann es nur einen Sieger geben – da sollte Einigkeit herrschen! Obwohl man im Hotel bedient wird, ein üppiges Frühstücksbuffet, köstlichen Kaffee und keinerlei Aufwand hat, geht der Punkt ganz klar an den Zeltplatz. In keinem Hotel bekommt man schon zu frühen Morgenstunden lauwarmes Dosenbier!

Nehmen wir das Thema Nächtigen in Bezug auf Lautstärke unter die Lupe, sieht es für den Campground gar nicht mal so gut aus. Wer kennt sie nicht? Die nervigsten Zeltplatz-Hymnen! Nach mehreren Tagen Dauerbeschallung sitzt man nur noch völlig apathisch in seinem Klappstuhl und versucht verzweifelt mit vernünftiger Musik entgegenzuwirken. Hilft das nicht, brennt sich das Gedudel in den Gehörgang ein und wird einen auch noch die kommende Arbeitswoche bis in den Schlaf verfolgen.

Nachmittags-Powernap

Ein Vorteil vom Zeltplatz ist dennoch die direkte Anbindung an seinen Schlafplatz. Vom Gelände bis zum Zelt oder Auto ist es meist nicht weit. Wer sich ein Hotelzimmer gebucht hat, muss entweder ein ordentliches Stück laufen oder ein Taxi bestellen. Da ist kein Nachmittags-Powernap machbar, nachdem man eine viel zu üppige Portion, von meistens deutlich zu fettigem Fastfood hatte. Wer Nachts stockbesoffen sein Schläfchen machen will, ist um jeden gesparten Meter Fußweg dankbar.

Bei Sommer, Sonne und Temperaturen über 30 Grad wird es im Zelt und Auto gerne mal ungemütlich. Nachts herrscht zwar ein laues Lüftchen, aber sobald die Sonne erstmal aufgegangen ist, dauert es nicht mehr lange, bis man sich einölt, wie eine Sardine in der Dose. Läuft einem der Schweiß erstmal in jede Ritze, ist die Nacht definitiv zu Ende. Hat man mal weniger gutes Wetter erwischt, bietet das Hotel weitere Vorzüge. Man kann seine nassen Sachen aufhängen und ach das Gepäck geht nicht baden, wenn man sein Zelt ungünstiger Weise direkt in einer Mulde aufgebaut hat, die nach Dauerregen droht, zum neuen Gardasee auszuufern.

Schwelgen in Erinnerungen

Ihr habt euch gefragt wie VRR-Redakteure die Nächte auf Festivals verbringen? Die Antwort: Manchmal ziemlich elend!

Klar könnte es im Hotel entspannter sein, aber für mich wäre ein Festival ohne Nächtigen im Auto nicht das gleiche. Eigenartigerweise fühlt es sich ein wenig wie zuhause ankommen an, wenn ich es mir auf der Matratze im Kombi gemütlich mache. Lausche den betrunkenen, grölenden Nachbarn, während ich zufrieden einschlummere, um morgens von der immer gleichen Playlist geweckt zu werden. Mir würden die Abende fehlen, an denen man über den Platz stürzt und irgendwo strandet um mit Fremden ein Bier zu trinken. Sich mit Freunden zusammen unter einen Pavillon setzt und stundenlang Schwachsinn redet, über den man noch in Jahren lachen kann. Das alles sind Erinnerungen, die mir mit einer Nacht im Hotel entgehen würden, aber die ich nicht missen möchte.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Über mich: Ich, 28 Jahre alt, lebe, liebe und atme Musik - ganz egal ob Punk-, Deutschrock, Oi oder Metal. Wenn ich nicht gerade für Vollgas den Bürostuhl platt sitze, stolpert man mir regelmäßig auf diversen Konzerten und Festivals in ganz Deutschland über die Füße. Im Gegensatz dazu verdiene ich ganz seriös meine Brötchen als Grafikerin für den Printbereich.

Könnte dich auch interessieren

Ähnliche Beiträge