Engst im Interview 

Engst war in aller Munde, ist in aller Munde und will es auch weiterhin bleiben. Um das umzusetzen gingen sie kürzlich auf FLÄCHENBRAND-Tour. Bereits zum ersten Teil im vergangenen Jahr haben wir sie besucht, um mit ihnen über Rituale, den Hype um die Band und das Jahr 2020 zu sprechen. 

VRR: Ihr habt in den letzten Jahren schon einige Shows hinter euch gebracht. Wie sieht es mittlerweile mit der Nervosität aus? Ist man da immer noch aufgeregt? 

Matthias: Die Nervosität ist definitiv noch vorhanden! Klar, von Show zu Show nimmt das etwas ab, aber eine gewisse Grundnervosität bleibt. Ich glaube das ist auch sehr gut so, denn wenn du so weit bist, dass du überhaupt nicht mehr aufgeregt bist, dann ist das Feuer weg und es ist einfach nur ein Job. Wir gehen also immer noch mit Adrenalin und Bauchkribbeln auf die Bühne und das ist auch gut. 
 
VRR: Gibt es Rituale, um die Nervosität zu bekämpfen? 
 
Matthias: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, den Druck vorher abzubauen. Ich ziehe mich meistens etwas zurück. Bis auf den Drummer Yuri muss sich zudem jeder von uns vor der Show einsingen. Natürlich wird auch mal ein Bierchen, Gin oder Havanna getrunken, natürlich alles im Rahmen, wir wollen ja nicht stinkbesoffen auf die Bühne kommen. Eigentlich ist es wie die Ruhe vor dem Sturm. Wenn das Intro losgeht, steht die Band meistens nochmal zusammen und alle drücken sich, dann geht’s los. 
 
VRR: Welche verrückten Rituale konntet ihr bei anderen Bands schon beobachten? 
 
Matthias: Chri von den Rogers brüllt vor der Show immer wie ein angestochenes Schwein. Er singt sich erst normal ein und 30 Sekunden bevor es losgeht, schreit er sich die komplette Seele raus. Ich weiß nicht warum, vielleicht bringt das einen Adrenalinschub. Massendefekt machen das auch, die stehen vor der Show immer im Kreis und reden irgendetwas von der Zahl Sieben. Es sind super gute Freunde und wir haben schon so oft gemeinsam mit ihnen gespielt, aber ich weiß bis heute nicht, was es damit auf sich hat. Es kann auch sein, dass die alten Männer etwas wunderlich sind (lacht). 
 

VRR: Schon verspielt, weil ihr zu aufgeregt wart? 
 
Matthias: Das passiert jedem Musiker. Ich glaube selbst einem Bruce Springsteen passiert es, dass er mal daneben liegt. Dafür ist es halt live und kommt nicht vom Band, ein wenig ist es der Charme von Livemusik. Das Publikum nimmt einem das auch nicht übel, natürlich sollte es trotzdem nicht an der Tagesordnung liegen. Als Sänger kann jeder mal einen Texthänger haben, das ist ganz normal. Problematisch wird es dann, wenn der Sänger den Text vergisst, weil er zu betrunken auf die Bühne kommt. Ich persönlich wäre da ziemlich genervt. 
 
Ramin: Bei der ersten Show war es zum Beispiel so, dass der Bass komplett ausgefallen ist während des ersten Liedes. Mich persönlich hat das so verunsichert, dass ich beim ersten Song Optimisten ziemlich verkackt habe. Ich brauche aber im Allgemeinen meist etwas länger, um reinzukommen. 
 
VRR: Euer Bekanntheitsgrad hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert. Habt ihr mittlerweile einen harten Kern an Fans, die immer dabei sind? 
 
Matthias: Ja den gibt es, für uns ist das total freaky! Es gibt tatsächlich Fans, die die komplette Tour hinterherreisen. Das Geile daran ist, dass diese Menschen auch untereinander mittlerweile total connected sind. Direkt beim Tourauftakt in Köln sind wieder Menschen aus ganz Deutschland gewesen. In Berlin war es auch vollkommen irre! Es sind Menschen aus Köln mit ihrer ganzen Familie gekommen, weil sie uns unbedingt beim Heimspiel sehen wollten. Das Absurdeste war allerdings ein Pärchen aus Norwegen. Die sind extra für die Show von Norwegen nach Berlin geflogen, da bekommt man auch als Band Gänsehaut. Man sieht sehr stark, wie im letzten Jahr die Fangemeinde gewachsen ist. 
 
37106017_1097266563760409_6720894850620719104_o-300x169 Engst im Interview VRR: Wie erklärt ihr euch diesen Hype um euch? 
 
Matthias: Naja, was heißt Hype. Wir haben hart dafür gearbeitet und waren wahnsinnig viel unterwegs. Wir haben Serum 114, Betontod, Massendefekt und die Rogers supportet. Zudem haben wir den gesamten Festivalsommer mitgenommen. Wir haben uns ziemlich den Arsch aufgerissen und das trägt nun Früchte. Ein ganz großer Faktor ist natürlich Glück, aber wir haben auch ein wahnsinnig gutes Team! Wir haben gute Soundleute, unser Tourmanager macht einen guten Job, unser Plattenlabel macht einen guten Job, aber auch die gesamte Logistik. Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen, von der Gründung der Band bis zur Veröffentlichung der Platte. Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es geht glaube ich auch viel um authentisch sein. Ich glaube die Leute haben wir Bock auf Typen, die sich nicht verstellen. Wer uns live gesehen hat, merkt relativ schnell, dass wir uns nicht verbiegen lassen. Wir sind kein zusammengecasteter Haufen, das sieht man uns auch an. 
 
VRR: Auf was fokussiert ihr euch während einer Show? 
 
Ramin: Ich brauche Zuspruch von den Leuten, deswegen konzentriere ich mich meistens auf Menschen, die begeistert sind. Ich sehe aber auch, wenn Leute am Rand stehen und böse gucken. Ich denke mir dann: „Ok, die sind anscheinend für uns gekommen, aber vielleicht feiern die unsere Musik einfach auf eine andere Art“. 
 
Yuri: Bei den letzten Shows hatte ich die Bar immer gut im Blick und ich habe mich dann auf die Leuchtreklame der Bar konzentriert. Das war mein Fixpunkt, den ich immer im Auge behalten habe, also eigentlich nichts Aufregendes. Ich freue mich auf die Zeit, wenn ich während den Shows auf einem riesigen Podest sitze. Dann schaue ich mir die Mädels auf den Schultern der anderen Mädels an (lacht). 
 
VRR: Was macht ihr denn, wenn die Stimmung mal nicht gut ist? 
 
Matthias: Es klingt sehr vermessen, aber wir hatten es tatsächlich noch kein einziges Mal, dass es richtig schlecht lief. 
 
Ramin: Ich kann mich noch an die Show mit den Rogers in Frankfurt erinnern. Wir haben im „Bett“ gespielt und das Publikum war ziemlich schwierig. Die Menschen waren ziemlich still und der Applaus nach jedem Lied sehr kurz und dann war Ruhe. Matze erzählt auf der Bühne auch immer lustige Storys, aber auch die sind nicht wirklich angekommen. Wenn man aber nach der Show am Merch steht und die Leute kommen, wollen Fotos oder kaufen Merch, stellt sich heraus, dass sie es eben doch nicht schlecht fanden. Man darf sich nicht darauf versteifen, dass es den Besuchern nicht gefallen hat, nur weil sie keinen Circle Pit gemacht haben. 
 
VRR: Was kann man 2020 von euch erwarten? 
 
Matthias: Zuerst stehen im Februar Zusatzshows für die Flächenbrand-Tour an, da der erste Teil der Tour fast gänzlich ausverkauft war. Wir sind natürlich auch schon fleißig am Demos schreiben und am Sammeln. Der Plan ist definitiv, 2020 die nächste Platte nachzulegen. Wir wollen uns nicht ausruhen, sondern haben Blut geleckt. 
 
VRR: Bleibt ihr bei dem Stil? 
 
Matthias: Wir wollen uns da gar nicht wirklich festlegen. Momentan fühlt es sich genau richtig an, wie wir Musik schreiben und spielen. Wir lassen uns da ein Stück weit treiben, so haben wir es auch bei der letzten Platte gemacht. Auch wir sind gespannt, was letztendlich dabei rauskommt, es kommt wie es kommt. 
 

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Über mich: Geboren im Jahrgang 2000 bin ich mit 17 Jahren der Jüngste im Team. Für Rockmusik schlägt mein Herz schon seit dem Kindesalter. Angefangen hat damals alles mit den Toten Hosen. Obwohl als Schüler immer knapp bei Kasse, besuche auch ich das ein oder andere Konzert. Außerdem spiele ich leidenschaftlich gerne Schlagzeug. Motto: Es gibt nur ein Gas, Vollgas!